Nah am Wasser – die Kapelle
Zu den ersten Gebäuden, die das Ensemble der Alte Brücke und ihrer Türme ergänzten, zählte
wahrscheinlich die kleine Kapelle, die flussaufwärts an den Sachsenhäuser Brückenturm angebaut
war – in direkter Nähe zum Deutschordenshaus. Der kleine, typisch gotische Steinbau wurde 1336
eingeweiht, jedoch bereits sechs Jahre später vom Hochwasser mitsamt dem Brückenturm
fortgerissen.
Heimliche Gemache – die Toiletten
Zu den Anbauten der Alten Brücke zählten im 15. Jahrhundert auch zwei kleine Häuschen, die auf
der westlichen Brüstung saßen. Die beiden „heimliche Gemache“ genannten Bauten waren öffentliche
Toiletten für Männer und Frauen, die auch auf dem Faberschen Belagerungsplan von 1552 deutlich
auf der Westseite der Alten Brücke zu erkennen sind.
Ein Heller pro Schwanz – das Rattenhaus
Ende des 15. Jahrhunderts wimmelte es in Frankfurt von Ratten, und um dieser Plage Herr zu
werden, beschloss der Rat 1499 als Hygienemaßnahme, einen Anreiz zu bieten, diese zu fangen und
zu töten. So wurde auf der Alten Brücke das sogenannte Rattenhaus errichtet, in dem die
Frankfurter getötete und gefangene Ratten abgeben konnten und dafür mit einem Heller pro Tier
entlohnt wurden. Der städtische Beamte, der extra dafür angestellt wurde, nahm die Nager dort
entgegen, schlug ihnen mit einem Beil den Schwanz ab und hob diesen auf – quasi als Quittung
gegenüber der Stadt für die ausgegebenen Gelder –, während er die Ratten selbst in den Main
warf.
Der genaue Standort des Rattenhauses lässt sich nicht mehr klar bestimmen. Einige Quellen deuten
darauf hin, dass es östlich des Fahrweges lag, andere verorten es auf der westlichen steinernen
Lehne der Brücke. Bis etwa 1569 verrichtete der Rattenmeister dort seinen Dienst, dann wurde das
Häuschen als Magazin für Schießpulver genutzt.
Mehl und mehr – die Mühlen
Ab 1410 nutzte man die Strömung des Mains für den Betrieb einer ersten Brückenmühle, der viele
weitere folgen sollten. Alte Aufzeichnungen berichten von dem kunstvollen Räderwerk dieser
ersten Mühle, die auf beiden Seiten der Brücke thronte und damit ein Torhaus auf der Brücke
bildete. Zwischenzeitlich wurde hier jedoch kein Mehl, sondern Schwarzpulver gemahlen – so auch
1552, als Frankfurt von den protestantischen Fürsten des Schmalkaldischen Bundes belagert wurde.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Mühle am 5. August 1635 von den Schweden
niedergebrannt, doch schon im folgenden Jahr, wenn auch in verkleinerter Form, wieder
aufgebaut.
Im darauffolgenden Jahr errichtete Müllermeister Hans Georg Firnauer aus Herlingshausen für
20.000 Gulden eine zweite Mühle auf der Alten Brücke, weil die Kapazität der kleineren Mühle den
Bedarf der Frankfurter nicht mehr decken konnte. Die zweite Mühle war direkt an der
Sachsenhäuser Seite gelegen und im Gegensatz zur anderen Mühle flussabwärts gebaut, westlich des
Fahrweges. 1711 kaufte die Stadt die Firnauer Mühle zu einem Preis von 10.600 Gulden, machte
damit jedoch kein gutes Geschäft: 75 Jahre hatte die Mühle treue Dienste geleistet, doch 10
Jahre nach dem Verkauf brannte sie nach einem Blitzschlag nieder.
Nachdem man in den folgenden Jahren an gleicher Stelle eine neue Mühle errichtete, wurde bis 1738
auch die andere Mühle erneuert – zweigeschossig über der Fahrbahn und mit deutlichen barocken
Anklängen. Während des 18. Jahrhunderts wurden die beiden staatlichen Mühlen dann von zwei
weiteren ergänzt: der Sachsenhäuser Mühle in der Löhergasse sowie der Mühle am Schneidwall auf
der Frankfurter Seite. Nachdem die Franzosen 1813 die östliche Brückenmühle in Brand geschossen
hatten, wurde die letzte Mühle der Brücke errichtet, ein klassizistisches Gebäude, das vor der
Mainuferfront Frankfurts so malerisch wirkte, dass es sich zu einem beliebten Postkartenmotiv
entwickelte, sodass dessen Aussehen dementsprechend gut belegt ist. Sie stand bis zum Abriss der
Alten Brücke 1914, ihr Pendant auf der Sachsenhäuser Seite wurde bereits 1852 abgerissen.