• Zum Lebensretter wird der Gickel in der Legende vom Hahn und vom Baumeister, die nicht nur über die Frankfurter Alte Brücke erzählt wird, sondern in Variationen auch über andere Bauwerke. Quelle: © Institut für Stadtgeschichte Frankfurt Main
    Zum Lebensretter wird der Gickel in der Legende vom Hahn und vom Baumeister, die nicht nur über die Frankfurter Alte Brücke erzählt wird, sondern in Variationen auch über andere Bauwerke.

Gickel und Baumeister

„Unsere“ Version der Legende besagt, dass der Baumeister der ersten Frank furter Mainbrücke aus Stein seinen Kopf darauf verpfändet hatte, die Brücke bis zu einem bestimmten Datum fertig gebaut zu haben. Doch je weiter der Bau fortschritt, desto öfter machten es Regen, Hochwasser und Wind dem Baumeister schwer und schwerer, sein Werk rechtzeitig zu vollenden. Als ihm nur noch zwei Tage verblieben und eine pünktliche Fertigstellung fast unmöglich schien, betete er zu den Heiligen, man möge ihm helfen, doch nichts geschah. Also rief er in seiner Not den Teufel an, und dieser erschien sofort. Der Pferdefuß bot ihm an, die Brücke in nur einer Nacht zu vollenden, verlangte aber als Gegenleistung das erste lebende Wesen, das die Brücke überschreiten würde. Da es üblich war, dass der Erbauer einer Brücke sie als Erster begeht – quasi als Beweis dafür, dass sie hält –, war damit natürlich der Baumeister selbst gemeint. Da ihm keine Wahl blieb, unterschrieb er den Pakt.

Als das erste Krähen des Hahns den Baumeister am nächsten Morgen weckte, ging er ans Fenster – er wohnte nahe der Baustelle – und sah, dass der Teufel Wort gehalten hatte: In voller Schönheit strahlte die fertige Brücke in der Morgensonne. Kurz freute er sich, doch dann wurde ihm wieder bewusst, dass er dafür zur Hölle fahren sollte. In diesem Moment krähte der Hahn ein zweites Mal, und beim dritten Krähen wusste der vermeintlich Verdammte, wie er seine Seele retten konnte. Er packte den Hahn in einen Sack und ging zur Brücke. Schon von Weitem sah er den Verderber auf der Sachsenhäuser Seite auf ihn warten. Also öffnete er den Sack, ließ den Hahn heraus und trieb ihn vor sich her über die Brücke. Auf der anderen Seite kochte der um die Menschenseele betrogene Teufel vor Wut, schnappte sich den Hahn, riss ihn in zwei Stücke und warf ihn mit solcher Wucht auf die Brücke, dass er sie durchschlug und zwei große Öffnungen entstanden. Die gesamte Brücke wollte der Beelzebub zerstören, doch da läuteten die Glocken und der Zug zur Eröffnung aus Rat, Geistlichen und Bürgern näherte sich. Als der Teufel das vorangetragene Kreuz sah, entschwand er schnell wieder in die Hölle und Baumeister wie Brücke waren gerettet.

Es heißt, die beiden Löcher blieben in der Brücke. Sooft man sie zumauern wollte, alles, was tagsüber gemauert wurde, stürzte des Nachts wieder ein. Daher wurden Balken über die Öffnungen gelegt, die man zudem in Kriegszeiten wegnehmen konnte, um die Stadt gegen Eindringlinge zu sichern. Und laut dieser Legende war es eben jener Baumeister der Alten Brücke, der zum Dank das kunstvolle Kreuz mit dem goldenen Hahn montieren ließ.