• Die detailreiche Tuschezeichnung von Christian Georg Schütz d. Ä. zeigt die Alte Brücke mit Mühlen, Türmen und sonstigen Anbauten während des Wiederaufbaus im Jahre 1742. Quelle: © Historisches Museum Frankfurt am Main
    Von der Sage umrankt, ragt die Alte Mainbrücke in unsere Zeit hinein und zeugt von der wechselnden Geschichte, die ihre Stadt im Lauf der Zeiten erfuhr.

Aus dem Dunkel der Geschichte

Wann die erste Brücke in Frankfurt gebaut worden ist, darüber wurde schon viel spekuliert, fehlt doch jegliches Gründungsdokument. So glaubte man an ein römisches Bauwerk aus dem 2. Jahrhundert, schrieb ohne Quellenangabe, dass die Brücke 1192 unter dem Hochwasser gelitten habe, oder man gab einfach willkürlich das Jahr 1030 an, vermutete aber zugleich, dass sie wesentlich älter sei. Erst als im Jahr 1222 vor dem Schöffengericht Frankfurt ein Streit um Grundstücke in der Nachbarschaft verhandelt wird, taucht in den dazugehörigen Aufzeichnungen die Brücke offiziell aus dem Dunkel der Geschichte auf.

Es führt über den Main eine Brücke aus (Holz oder) Stein

Bis heute ist unklar, aus welchem Material die Brücke in der Frühzeit errichtet wurde, denn man kannte bereits damals zwei verschiedene Konstruktionsarten: die Holzkonstruktion und die Steinkon struktion. Zudem gab es Mischvarianten aus beiden Materialien. Eines jedoch ist klar: Brücken waren damals sehr selten und in Bau und Unterhalt teuer. Auch mussten manche Baumeister als Garantie für die ordentlich ausgeführten Arbeiten nicht nur ihr eigenes Vermögen, sondern auch das ihrer Kinder und Kindeskinder an den Rat der Stadt verpfänden. Heute nimmt man an, dass die erste Brücke in Frankfurt eine Mischkonstruktion war, deren Bauteile nach und nach durch dauerhaften Stein ersetzt wurden. So sollen anfangs nur die Strompfeiler aus Stein gewesen sein, während die Oberkonstruktion zunächst aus Holz bestand. Die erste bildliche Darstellung, die wir von der Brücke kennen, nämlich die aus dem Frank furter Bedebuch, ein Steuerbuch von 1405 (siehe Innenseite vorne), zeigt unsere Brücke, unmissverständlich erkennbar durch die beiden Brückentürme und das Brückenkreuz, jedenfalls aus Stein.

Eis, Hochwasser und Missgeschicken zum Trotz

Weil die Brücke nicht im rechten Winkel, sondern etwas schräg auf das andere Ufer führte, richteten Eis und Hochwasser immer wieder große Schäden an der Brücke an. So riss beispielsweise das Hochwasser im Februar 1306 den größten Teil der Brücke und ihre Türme in einer Nacht fort. 1342 wiederholte sich dieses Szenario, als beim sogenannten Magdalenen-Hochwasser, dem höchsten Wasserstand des Mains, den Frankfurt je verzeichnet hat, der Sachsenhäuser Brückenturm samt Kapelle in den Fluten des Mains versank und der größte Teil der Brücke zerstört wurde. Die Reparaturen zogen sich lange hin, und so beauftragte man erst rund 50 Jahre nach dem Unglück den berühmten Frankfurter Baumeister Madern Gerthener damit, einen Schwibbogen für die Alte Brücke zu das Fundament aufgrund der Baulast ein wenig nach und es entstand ein Riss im Bogen. Um das Problem aus der Welt zu schaffen, garantierte der Baumeister, dass der Bogen auch in Zukunft halten werde. Das allerdings war angesichts des jährlichen Hochwassers eine etwas leichtsinnige Zusage.

Da es sich bei der Brücke, neben dem Dom St. Bartholomäus und der Stadtmauer, um eines der wichtigsten Bauwerke Frankfurts handelte, wurden verschiedenste Maßnahmen ergriffen, um den Erhalt des Bauwerks zu sichern. Privilegien wurden erteilt, Ablasshandel gewährt, Zölle erhoben und sogar Brückenknechte angestellt, die dafür zu sorgen hatten, dass die Brücke den täglichen Belastungen standhielt.

Trotzdem blieb die Brücke, über Jahrzehnte stets nur notdürftig ausgebessert, Flickwerk.