Ab Mitte des 18. Jahrhunderts schmückte an der Seite des Brückenkreuzes ein zweites Wahrzeichen die Alte Brücke: ein überlebensgroßes Standbild Kaiser Karls des Großen.

Anlässlich des tausendsten Gedenktags des Reichsteilungsvertrages von Verdun bot das Städelsche Kunstinstitut dem Senat der Stadt Frankfurt ein Geschenk an: ein Denkmal Karls des Großen, entworfen von dem kurz zuvor verstorbenen Bildhauer Karl Eduard Wendelstadt und vollendet von einem seiner Schüler. Mit Dank nahm der Senat die Schenkung „unter Anerkennung der sich in dieser Widmung kundgebenden patriotischen Gesinnung“ an, und so wurde das aus rotem Sandstein gefertigte Standbild 1843 auf einem extra dafür aufgemauerten Vorpfeiler der Brücke platziert.

Dort stand es über Jahrzehnte und wuchs den Frankfurtern ans Herz – so sehr, dass diese sich kurz vor dem bevorstehenden Abriss der Alten Brücke 1914 auf ganz besondere Art von ihm verabschiedeten: Man hängte ihm ein Schild mit der Aufschrift „Scheiden tut weh“ um, steckte ihm einen Bund Blumen in die Hand, in der er den Reichsapfel hielt, und sang ihm schließlich auch noch ein Abschiedsständchen. Dann wurde das Standbild auf den Hof des Historischen Museums gebracht. Acht Jahre später, nach der Eröffnung der neuen Alten Brücke, stellte man es zur Probe wieder auf, jedoch fand es keinen Gefallen und wurde daher wieder auf den Museumshof zurückverfrachtet.

Nachdem das Denkmal dort während des Zweiten Weltkrieges starke Schäden erlitt – die Hände wurden in Mitleidenschaft gezogen und Karl verlor sogar den Kopf –, geriet es lange Zeit in Vergessenheit. Erst 1986 erinnerte man sich seiner, ließ Haupt und Hände vom Bildhauer Edwin Hüller aus Schwanheim rekonstruieren und nutzte es als Blickfang vor dem Historischen Museum am Römerberg.

Nach der 2015 abgeschlossenen Sanierung wird das Standbild durch das Engagement des Brückenbauvereins und großzügiger Spender im „Bamberger Natursteinwerk“ von Bildhauern kopiert und im Frühjahr 2016 wieder an seinem früheren Standort aufgestellt werden.